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Vom guten Leben

Pragmatismus hilft

Alltagsprotokoll einer alleinerziehenden Mutter

Zwei kleine Kinder, ein Job, getrennt lebend. Für eine alleinerziehende Mutter kommt vor jedem Gedanken an ein gutes Leben erstmal das alltägliche Über-Leben. Protokoll eines ganz normalen Tages. Aufgezeichnet von Sandra LOBNIG.

 

Alltagsprotokoll einer alleinerziehenden Mutter | miteinander 7-8/2020

 

Alleinerziehende Mütter sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert - immer wieder auch mit dem eigenen schlechten Gewissen ihren Kindern gegenüber.

 

06:20 Uhr
Der Wecker läutet. Das erste Mal. Noch zehn Minuten, dann muss ich wirklich aus dem Bett. Furchtbar, so früh aufstehen zu müssen! Was hilft’s? Bevor die Kinder aufwachen, will ich geduscht und angezogen sein. Es ist ja keine zweite Person da, die sie beschäftigen oder trösten würde, wenn ich gerade unter der Dusche stehe.

 

07:00 Uhr
Raus aus den Federn, Kinder! Die Arbeit schwirrt mir schon im Kopf herum, ich bin etwas angespannt. Versuche, meine Mädls zu animieren. Frühstücken, anziehen, Zähne putzen. Ich erwarte mir, dass die Kinder funktionieren, und weiß gleichzeitig, dass sie keine Maschinen sind. So stressig diese Zeit am Morgen! Auch wenn ich in der letzten Zeit pragmatischer geworden bin. Dann sind die Kinder eben noch nicht ganz fertig, wenn mein Ex-Mann kommt. Dann muss er eben noch in die Wohnung, hilft beim Anziehen, frisiert die Haare. Komisch war das am Anfang, dass er in die Wohnung kommt – es bedeutet für uns alle aber weniger Stress. Und ich kann mit dem Rad schon mal losdüsen in die Arbeit. Ich weiß, dass er die Kleinen im Kindergarten und in der Krippe abliefern wird. Pragmatismus hilft! Nicht nur in der Früh. Geht es nicht allen Eltern so? Weniger Ansprüche, glücklichere Kinder und Eltern.

 

08:00 Uhr
In der Arbeit. Endlich durchschnaufen. Runterkommen. Wie sehr liebe ich meine Arbeit! Ich komme in den Flow, genieße es, auch mal allein aufs Klo zu gehen, meinen Kaffee heiß zu trinken. Mein Arbeitgeber: ein Traum! Hatte viel Verständnis für meine Situation. Ich konnte meine Arbeitsbereiche nach der Trennung etwas verändern, habe gelernt, auch mal Nein zu sagen oder die Kollegen um Hilfe zu bitten. Und es läuft gut! Auch wenn mich das schlechte Gewissen immer wieder plagt. Es gäbe immer mehr zu tun, als ich schaffe.

 

Schon 15:00 Uhr …!
Ich muss mich von der Arbeit losreißen. Rauf aufs Fahrrad. Zuerst in die Krippe, dann in den Kindergarten. Auch hier wieder: Das schlechte Gewissen nagt. Ist die Große nicht zu lange im Kindergarten? Sie ist immer unter den Letzten, wenn ich sie um halb vier abhole. Sie fühlt sich wohl, aber …

 

15:30 Uhr
Wir müssen einkaufen. Die Kinder kriegen ihr eigenes Wagerl, ich lasse sie allein durch den Supermarkt sausen. Räume an der Kasse das aus, was sie eingeräumt haben. Es klappt gut. Zum Glück sind sie heute nicht müde oder hungrig, denn dann kann der Supermarktbesuch zum kleinen Drama werden.

 

16:30 Uhr
Wir sind zu Hause. Gehen gleich auf den Spielplatz. Die Kinder beschäftigen sich allein. Ein Glück!


17:30 Uhr
Rauf in die Wohnung. Wir essen gemeinsam. Reden über den Tag. Zuerst erzähle ich, was ich erlebt habe, dann die Kinder. Jetzt bleibt noch kurz Zeit für die Kinder, zu spielen. Ich räum’ den Geschirrspüler ein und schalte die Waschmaschine ein.


19:00 Uhr
Zeit, schlafen zu gehen. Der Abend ist so viel relaxter als der Morgen. Ich bin entspannt, gebe den Kindern die Zeit, die sie brauchen. Mittlerweile schlafe ich nicht mehr mit ihnen im Bett ein. Während der Trennung war das anders. Da war die körperliche und emotionale Erschöpfung  groß. Jetzt noch kurz was im Haushalt machen, dann fernsehen. Oder vielleicht ein Buch lesen? Aber dann schlafe ich garantiert ein. Morgen holt mein Ex-Mann die Kinder. Ein Wochenende allein liegt vor mir. Eine schöne Perspektive. Zeit für mich. Für den Haushalt. Für Freundinnen. Die Treffen mit ihnen tun mir so gut. Ich merke, dass unsere Herausforderungen mit den Kindern ähnlich sind. Auch bei denen, die eine Beziehung haben. Die Last des Alltags liegt eben bei den meisten auf den Schultern der Mütter.

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