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Seelsorger, Lektor und Leiter der der Kunstkommission Graz-St. Andrä-Karlau

Alois Kölbl, Grazer Hochschulseelsorger, über lebenslange Freundschaften, bohrende Fragen in der Kunst und die Notwendigkeit solidarischen Handelns

Aufgezeichnet von Elisabeth GRABNER

 

 

miteinander 7-8/2021

Kölbl

 

Was empfinden sie als Ihre Stärke?

Man sagt, dass ich Dinge gut vermitteln kann, und das mache ich gern, ob auf Reisen, in Kirchen oder vor Kunstwerken. Es ist schön, wenn man gemeinsam staunen kann, und eine große Freude, wenn es gelingt, das zu vermitteln.

 

Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis der letzten Monate?

Dass solidarisches Handeln Sinn ergibt. Am Beginn der Corona-Pandemie haben wir in der allgemeinen Verunsicherung eine Gesellschaft erlebt, die bereit war, ein Sensorium für Schwächere und Bedürftige zu entwickeln und persönlich auf etwas zu verzichten. Schade, dass viel davon wieder verloren gegangen ist bzw. schon wieder vergessen wurde. Ich glaube, wir sollten uns oft an diese Momente erinnern, ohne sie romantisieren zu wollen. Es wäre schön, diese Erfahrung auch in anderen, möglicherweise größeren Krisen wie dem Klimawandel als Erfahrungsgrundlage einsetzen zu können. Eine entscheidende Erkenntnis war auch, wie wichtig Seelsorge gerade in herausfordernden Zeiten ist und dass dabei Kreativität und Mut gefragt sind. Für mich persönlich war die Erfahrung in der Corona-Notfallseelsorge in den Intensivstationen und Pflegeheimen besonders kostbar.

 

Welche Bibelstelle gibt Ihnen Kraft in Ihrem Alltag?

In schwierigen Situationen lese ich die Stelle in der Genesis, wo der Engel Gottes der verzweifelten Hagar in der Wüste begegnet und ihr den Weg zu einem Brunnen weist. Sie erfährt Gott als „El Roi“, „Gott, der nach mir schaut“ (Gen 16). Diese Bibelstelle ist sehr eng mit meiner eigenen Berufungsgeschichte verknüpft. Wenn ich sie lese, spüre ich die Kraft des Anfangs.

 

Warum würden Sie andere ermutigen, einen geistlichen Beruf zu ergreifen?

„Geistliche sind Menschen, in deren Nähe man Sehnsucht nach Gott bekommt“, hat eine Ordensschwester bei meinem ersten Einkehrtag im Priesterseminar gesagt. Diese Erfahrung durfte ich selbst machen und auch schon weiterschenken, ohne dass ich selbst viel dazutun konnte. Ein geistlicher Weg hat viel mit menschlich nicht Machbarem zu tun. Das finde ich faszinierend in einer Welt, in der wir nach Jahrzehnten des unbegrenzten Fortschrittglaubens in vielen Bereichen schmerzlich an die Grenzen menschlicher Machbarkeit gelangen.

 

Was schätzen Sie an Ihrer Tätigkeit als Hochschulseelsorger besonders?

Es ist schön, in einer prägenden Lebensphase mit Menschen gemeinsam unterwegs sein zu können. Es ist eine ganz wunderbare Erfahrung, auch wenn es durchaus anstrengend sein kann, dass unsere pastorale Arbeit – ganz anders als in einer Pfarrgemeinde – Begleitung wie in einem Durchlauferhitzer meist nur für eine kurze Zeit bedeutet. Schön, dass in der KHG immer wieder Freundschaften für das ganze Leben entstehen. Das ist sehr kostbar. Spannend finde ich auch, dass wir kirchliche und gesellschaftliche Entwicklungen in unserer Arbeit wie in einem Brennglas meist früher als anderswo erleben und sehr kreativ damit umgehen müssen.

 

Was mich an Kunst fasziniert …

Kunst kann erheben und zur Ruhe kommen lassen. Kunst kann aber auch bohrend Fragen stellen und den Finger in eine Wunde legen. Auch wenn sie oft sehr komplex und vielschichtig ist, wird sie von Kindern oft sehr unmittelbar verstanden.

 

Was wünschen Sie der Kirche?

Dass sie sich nicht in Strukturdebatten verzettelt, sondern nahe bei den Menschen, deren Sorgen und Nöten, aber auch Freuden ist.


 

Alois Kölbl

hat Theologie und Kunstgeschichte studiert. Seit 2004 ist er Hochschulseelsorger für die Grazer Universitäten und Hochschulen, seit 2017 Seelsorger im Pfarrverband Graz-St.Andrä-Karlau. Er leitet die Kunstkommission der Diözese Graz- Seckau und ist Universitäts-Lektor für Christliche Kunstgeschichte.

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