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Beten mit den Füßen

An einem Sommermorgen joggen zu gehen, tut Körper und Seele gut. Denn Bewegung jeder Art kann Zugänge zur Spiritualität eröffnen.

Von Stefan SIGG

 

 

miteinander 7-8/2021

Healthy man running in park during sunset

 

Ich jogge durch den Wald. Ein neuer Tag, die Sonne strahlt zwischen den Bäumen hindurch. Frische Luft strömt in meine Lungen. Ich habe mein Tempo gefunden. Meine Bewegungen, mein Atem sind gleichmäßig. Ich habe bewusst keine Stöpsel in meinen Ohren. Keine Musik und kein Podcast sollen mich ablenken. Ich will mich ganz einlassen auf die Schöpfung, auf meinen Weg. Ich nehme mich und die Natur ganz intensiv wahr und spüre in diesem Moment einfach nur Dankbarkeit.

 

Seit vielen Jahrhunderten begeben sich Christinnen und Christen auf Wallfahrten. Das „Beten mit den Füßen“ hat einen festen Platz in der christlichen Spiritualität. Doch warum kommt kaum einer auf die Idee, auch beim Walken, Joggen oder Schwimmen eine Verbindung zur Spiritualität herzustellen oder das spirituell zu deuten? Eine verpasste Chance! Sport bietet die Möglichkeit, mit allen Sinnen zu beten und zu meditieren und gleichzeitig wegzukommen von einer zu „verkopften“ Spiritualität.

 

Sportbegeisterte Jugendliche

In den Pfarren gibt es viele spirituelle Angebote für Frauen, Männer und Jugendliche. Doch sportliche Angebote sucht man oft vergebens. Selbst in der kirchlichen Jugendarbeit sind Sportaktivitäten selten – und wenn, dann wird es einfach nur aus Spaß gemacht und ohne einen konkreten Bezug zur Spiritualität herzustellen. Das ist auch deshalb eine vertane Chance, weil man gerade sportbegeisterten Jugendlichen einen neuen Zugang zur Spiritualität ermöglichen könnte.

 

Es kommt nicht nur auf körperliches Training an, sondern auch ein Gebet oder ein Segen können einen auf wichtige Spiele vorbereiten. Wenn junge Menschen miteinander Fußball spielen, erleben sie Gemeinschaft ganz konkret. Erfolgreich sind Teams nur mit einem guten Gemeinschaftsgeist. Das Gebet um Zusammenhalt und Teamstärke kann das allen bewusst machen. Jedes Spiel, jeder Wettkampf enthält eine Menge spirituelle Erfahrungen, die sich ohne große Erklärungen deuten lassen. Und so fällt auch der Umgang mit Erfolg und Misserfolg viel leichter.

 

Im Flow sein

Anstatt beim Joggen einfach nur den Kopf freibekommen zu wollen oder sich von Musik unterhalten zu lassen, kann ich mich mit einer spirituellen Frage auf den Weg machen: Wohin bin ich unterwegs? Wovor laufe ich davon? Wann und wo bin ich zu schnell durch das Leben unterwegs? Wie gehe ich damit um, wenn der Weg mal steil wird? Während der ganzen Joggingstrecke denke ich darüber nach.

 

Manchmal genügt es auch schon, die Erfahrungen beim Schwimmen oder Wandern spirituell zu deuten: Ich habe Energie und Ausdauer, ich bin dankbar, dass ich so mühelos vorwärts komme. Ich habe das richtige Tempo gefunden, bin so richtig im Flow. Alles fließt. Ich spüre Leichtigkeit, ich fühle mich befreit. Ich lebe im Moment und plage mich nicht mehr mit x Fragen und Aufgaben, die auf meiner To-do-Liste stehen. Genau das ist es, wozu mich der Heilige Geist beflügeln will. Er will mich lösen von allen Abhängigkeiten, Fesseln und Zweifeln.

 

Und gerade, wenn es beim Sport mal nicht so läuft wie gewünscht, können spirituelle Ressourcen eine Hilfe sein. Gerade beim Sport beurteilen wir uns viel zu oft nach der Leistung. Keine Überraschung, dass heute selbst Freizeitsportlerinnen und -sportler total verbissen trainieren. Viele setzen sich beim Sport unter Druck. Sie verfolgen ehrgeizige Ziele: beim Marathon ganz vorne landen, das Spiel gewinnen! Aber was, wenn es dann doch nicht klappt? Es tut gut zu wissen: Es gibt da einen, der hinter uns steht, egal welche Leistung wir erbracht haben.


Stefan Sigg
ist Theologe und ein bekannter Autor u. a. von moderner spiritueller Kinder- und Jugendliteratur.
▶www.stephansigg.com

 

 

 

 

 


Buchtipp

Stephan Sigg: Startklar, Sportliche Gebete für Teamplayer und Einzelkämpfer, Tyrolia 2020, ISBN 978-3-7022-3845-2, € 5,99

 

 

 

 

 

 

 


 

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