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Schauen, staunen und glauben

„Krippenbischof“ Hansjörg Hofer und die theologische Architektur der Weihnachtskrippe

Der erste Ort der von Jesus Gerufenen und Berufenen: die Weihnachtskrippe. Referatsbischof Hansjörg Hofer führt durch die theologische Architektur. Von Wolfgang MACHREICH

 

miteinander 11-12/2022

Bischof Hofers prächtige Weihnachtskrippe.

Zwei Krippenfiguren haben es dem Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer als Kind neben der Heiligen Familie besonders angetan. „Der Hirte mit der Flöte und der Lippei – alle sind hingeeilt zum großen Geschehen, aber der Lippei schläft“, beschreibt Hofer die Rolle dieser auch bei Hirtenspielen beliebten Figur und schließt die Frage an: „Wer ist dieser Lippei, der den geschenkten Augenblick, den Kairos, verschläft? Die mit der Figur verbundene Warnung gilt heute genauso. Der Glaube ist ein Angebot und es liegt in der persönlichen Freiheit eines und einer jeden, diesen Kairos zu ergreifen oder zu verpassen.“

 

In der Familie Hofer in Stumm im Zillertal war das Aufstellen der Weihnachtkrippe „ein wirkliches Zeremoniell, etwas ganz Besonderes, auf das wir Kinder schon lange gewartet und uns gefreut haben“, erzählt Hofer seine ersten Erinnerungen an diese Weihnachtstradition. Vater Hofer verstand es, den Kindern mit dem vorsichtigen, „fast m,ehrfürchtigen“ Auspacken der in Seidenpapier eingewickelten Krippenfiguren die Bedeutung dieses Ereignisses „mit allen Sinnen erfassbar“ zu machen. „Ein ganzes Jahr haben sie gewartet“, erklärte der Vater beim Abstauben der Figuren die Besonderheit des Weihnachtsfestes, „jetzt sind sie wieder bereit, ihren Dienst zu tun.“ Sagte es und stellte jede Figur auf ihren eigenen, immer gleichen Platz.

"Weihnachten ist für uns Christen kein abstraktes Geschehen, sondern berührt uns persönlich, denn unsere Berufung ist es – wie es im Prolog des Johannesevangeliums heißt – ,Kinder Gottes zu werden´"

Verweilen vor dem Heils-Stall

Hofer ist in der Bischofskonferenz unter anderem für die Bereiche Berufungspastoral und das Canisiuswerk zuständig. Auch insofern passt es gut, sich vom Weihbischof durch die theologische Architektur der Weihnachtskrippe als ersten Ort der von Jesus Gerufenen und Berufenen führen zu lassen. In der gegenwärtigen Wort und Bilderflut lädt Hofer zum Verweilen vor dem Heils-Stall ein: „Das Schauen bei einer Krippe ist völlig anders“, sagt er, „dieses Schauen ist kein bloßes Sehen, sondern geht in Richtung Betrachten, Meditieren und Staunen – und wer staunt, ist dem Glauben schon sehr nahe. Und wer zum Glauben kommt, wird anbeten. So können wir durch eine Krippe zum Dreischritt der Heiligen Drei Könige angeregt werden: suchen, finden, anbeten.“

 

Waren die Weihnachtskrippe und das damit verbundene Brauchtum in der Zeit der Katholischen Aufklärung (Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert) nicht gern gesehen und teilweise verboten, so ist Papst Franziskus ein großer Befürworter dieser Tradition und hat über Bedeutung und Wert der Weihnachtskrippe das Apostolische Schreiben Admirabile signum („Wunderbares Zeichen“) verfasst. „Weihnachten ist für uns Christen kein abstraktes Geschehen, sondern berührt uns persönlich, denn unsere Berufung ist es – wie es im Prolog des Johannesevangeliums heißt –, Kinder Gottes zu werden“, fasst der Weihbischof die Botschaft des Papstschreibens zusammen: „Der Papst lädt uns ein, unsere Herzen zu öffnen und für den Herrn eine Krippe zu bauen.“

Bischof Hofers prächtige Weihnachtskrippe.

Vom Nach- und Weiterdenken

Neben diesem christlich-individuellen Krippenbau in den Herzen der Gläubigen begleitet Hofer seit dem Vorjahr den Verband der Österreichischen Krippenfreunde als geistlicher Beirat. Die Bischofskonferenz ist der offiziellen Anfrage des Präsidenten dieses Verbands, dem früheren Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa, nach einer theologischen Stimme gern nachgekommen. Hofer nützt diese Gelegenheit zur Krippenpastoral seither auf mehrfache Weise: Gottesdienste bei der jährlichen Krippenwallfahrt, religiöse Beiträge in der Fachzeitschrift Krippenfreund bzw. auf der Homepage des Verbands, Krippensegnungen bei Präsentationen der boomenden Krippenbauvereine. Für eine Krippenausstellung am Hauptbahnhof Innsbruck verfasste Hofer Texte, in denen er das rege Bahnhofstreiben mit der Krippenszenerie in Beziehung setzte: Das Warten da wie dort (auf den Zug, auf den Messias) nennt er als ein Motiv, das zum Nach- und Weiterdenken einlädt.

 

Stellt der Weihbischof am Tag vor dem Heiligen Abend seine Krippe auf, wird es für ihn wirklich Weihnachten. „Dann knie ich oft nieder“, sagt er, „und meditiere den Text des Weihnachtslieds von Paul Gerhardt ‚Ich steh an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben‘.“ Und für den Bischof schließt sich ein Kreis zu seiner Kindheit, zum ersten Krippe-Schauen, Krippe-Staunen: „Ich sehe dich mit Freuden an / und kann mich nicht satt sehen …“

 


Porträt von Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer Foto: Neumayr/Leo 27.06.2017

Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer

ist Referatsbischof für Berufungspastoral und das Canisiuswerk sowie zuständig in der Österreichischen Bischofskonferenz für Opferschutz und Mesner.

 

 

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