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Der Pfarrer und sein Federvieh

Seelsorger und Tierwohltäter: Priester Adalbert Dlugopolsky

Das Miteinander von Schöpfer und Schöpfung zieht sich durch den Berufungsweg des Priesters Adalbert Dlugopolsky, der Tierwohl mit Seelsorge verbindet. Von Wolfgang MACHREICH.

miteinander 9-10/2022

Priester Adalbert Dlugopolsky

So muss es in Noahs Arche gegackert, gegurrt, gezwitschert, gepfiffen und
gesummt haben. Die Arche von Pfarrer Adalbert Dlugopolsky steuert aber nicht auf hoher See, sondern ankert im Herz der Hohen Tauern, im Pfarrgarten von Mittersill im Salzburger Pinzgau. Die Kinder in der Volksschule daneben können in ihren Pausen immer wieder Flugshows der Wiener Hochflieger verfolgen – mit großen Augen und offenem Mund. „Diese Tauben sind gewandte Flieger“, erklärt Dlugopolsky die Flugkünste dieser von ihm gezüchteten Art. Prinzipiell flögen Tauben flach, lässt der Pfarrer seine Expertise als Ornithologe aufblitzen, doch die Hochflieger wurden in Städten entwickelt, „fliegen nicht lang, aber einzigartig rasant“. Jeden Tag bekommt die Tauben-Staffel ihren Ausflug. Nicht ohne, dass der Pfarrer den Himmel über dem Pfarrgarten nach Krähen oder noch gefährlicheren mBeutegreifern wie dem Habicht
absucht, die seinen Hochfliegern gefährlich werden können. Sie zur Sicherheit ständig im Taubenschlag zu lassen, geht nicht. „Sie würden verkümmern, sie sind Flugtauben, sie müssen fliegen“ – zur Freude der Schulkinder. Das ist ganz im Sinne des Pfarrers, der seine Taubenstaffel bewusst in der Schulzeit in den Himmel schickt: Um den Kindern die Schönheit der Natur näherzubringen „und um ihnen Sensibilität mfür das Leben auch als Gegenpol zur virtuellen mWelt zu vermitteln, der sie mehr und mmehr ausgesetzt sind“. Dlugopolsky ist im Innviertel mit Tieren aufgewachsen, war fasziniert von der Arbeit der Bauern, hatte selber Kaninchen, Schildkröten, Wellensittiche, mFische sowie damals schon Tauben und gewann mit seinen Züchtungen Preise im Kleintierzuchtverein. Gleichzeitig war er eifriger Ministrant und mit zehn Jahren mbereits überzeugt, Priester zu werden.

 

Über die Schöpfung zum Schöpfer

Zwischen diesen beiden Polen, dem Schöpfer mund seinen Geschöpfen, spannt sich in weiterer Folge Dlugopolskys Berufungsweg. Zunächst rückt die Theologie an die mzweite Stelle. Begeistert von den Büchern des Verhaltensforschers und Nobelpreisträgers Konrad Lorenz beginnt Dlugopolsky ein Studium der Zoologie und Genetik in Salzburg. Sein Studentenzimmer bezieht er in einem Pfarrhof, die günstige Miete ist mit der Verpflichtung zum Ministrantendienst einmal die Woche verbunden. Nicht lange und der Dienst am Altar wird für den mStudenten erfüllender als die Übungen im mLabor. Dlugopolsky wechselt von der Naturwissenschaftlichen an die Theologische Fakultät – und der Rest ist eine klassische Seelsorger-Geschichte: Diakon, Kooperator, Präfekt am Erzbischöflichen Gymnasium,
Pfarrer in der Stadt Salzburg, danach im mPongau, jetzt im Pinzgau. Viel Wechsel, aber eine Konstante zieht mit Dlugopolsky von einem Pfarrhof zum mnächsten, von einer Seelsorgeaufgabe zu manderen mit: „Über die Schöpfung zum mSchöpfer, von der Natur zur Übernatur“, beschreibt der Pfarrer seine Biologie-Theologie. Anschaubar macht er seine „Freude an der göttlichen Vielfalt“ mit den Taubenschlägen, Vogelkäfigen und Volieren, Hühnerställen und Bienenstöcken, seinen zwei Hunden sowie der Hundertschaft an Federvieh – meist vom Aussterben bedrohte alte heimische Rassen, die mit ihm umziehen. „Für mich ist dieses Miteinander eine Einheit, Zeichen für das Leben in seiner ganzen Fülle“, sagt Dlugopolsky. Zudem ermöglicht ihm die Arbeit mit den Tiere und vor allem auch mit dem Mist, den sie hinterlassen, einen Ausgleich zur Arbeit als Seelsorger: „Da kann ich völlig abschalten.“

 

„Gib uns ein neues Herz“

Keineswegs ausgeblendet ist Dlugopolskys Berufung in seinem Engagement für den Kleintierzuchtverein. „Der Mensch hat vom Schöpfer die Gabe bekommen, schöpferisch tätig zu werden“, schlägt er auch hier die Brücke zwischen Theologie und Biologie. Seiner Initiative verdankt sich, dass die hl. Brigitta von Irland zur Patronin der österreichischen Kleintierzucht erhoben wurde. Und nicht erst einmal haben hochfliegende Gespräche an diesem oder jenem Vereinsstammtisch von den Vögeln in den Himmel ngeführt und den einen oder die andere „zur Rückkehr in die Kirche motiviert“.

Oder wie nes im Kleintierzüchter-Gebet heißt: „Gib uns auf die Fürsprache der heiligen Brigitta ein nneues und empfindsames Herz, das fähig nist, dich in der Schönheit und im Reichtum deiner Schöpfung zu erkennen.“

 


Wolfgang Machreich

Wolfgang Machreich
ist freier Journalist, Autor und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins.

 

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