Auf immer und (fast) ewig
miteinander 11-12/2025
Ein ruhiger Nachmittag. Klassische Musik im Hintergrund. Wassergläser stehen auf dem Tisch, an dem Johanna und Stefan Malfèr sitzen. „Wir haben uns in Wien kennengelernt“, beginnt Stefan zu erzählen. „Vor mittlerweile 55 Jahren fanden wir zusammen“, sagt der 75-Jährige. Es war Ende der 1960er- Jahre. Beide sangen im Wiener Jeunesse- Chor. Er kam aus Bozen in Südtirol und studierte Geschichte an der Universität Wien sowie Musik an der Musikakademie. „Seine“ Johanna fiel ihm sofort auf: „Die meisten waren Studenten. Johanna kam als fertige Musiklehrerin in den Chor, war sehr hübsch und bald allgemein beliebt.“ Das Interesse war beiderseitig, denn auch Stefan fiel Johanna auf, war er doch kurz vor ihrem Eintritt zum Obmann gemacht worden.
Auf Fels gebaut
Essenziell für eine solide Beziehung sei Treue, sagt Stefan. „Ich habe mich gefragt,
ob ich mir zutraue, ihr ein Leben lang treu zu bleiben.“ Er nahm sich die notwendige Zeit und wollte nicht auf Sand, sondern auf Fels bauen. „1973 haben wir geheiratet“, erzählt Johanna, „zuerst standesamtlich in Wien und in den Weihnachtsferien kirchlich in Bozen.“ Im Jahr 1980 zogen sie nach Wien-Breitensee, wo sie sich in der Pfarre zu engagieren begannen und wo auch ihre beiden Töchter aufwuchsen. Angesprochen auf die Vorlieben des jeweils anderen geben sich beide offen: Beide verbindet die Liebe zur Musik. Beruf, Kinder, die Pflege der Eltern ließen in der Folge wenig Zeit, die eigenen Interessen zu pflegen. Heute sei das ganz anders: Johanna beschäftigt sich mit Botanik und unternimmt Blumenwanderungen in der Umgebung von Wien. „Ich kenne über 100 Schmetterlinge“, erzählt sie stolz. Zudem engagiert sie sich seit Jahren in
der Wiener Plattform „Atomkraftfrei“, einer nach der Katastrophe von Tschernobyl entstandenen Anti-Atom-Gruppe. Stefan wiederum schreibt als Historiker in der Pension weiterhin historische Beiträge – unter anderem über die Pfarrkirche Breitensee – und hält Vorträge. Entscheidend sei der wertschätzende Umgang mit den Interessen des Partners. Andernfalls sei die Partnerschaft zum Scheitern verurteilt und verkümmere, ist der Wiener mit Südtiroler Wurzeln überzeugt.
Stefan und Johanna Malfèr heirateten 1973. „Zwischen dem anfänglichen Verliebtsein
und einer dauernden wertschätzenden Beziehung liegen Berge.“
Ohne Sticheleien
Der Mensch sei „ein schwaches Wesen, das sich im Lauf des Lebens auch ändert“, räumt die 78-jährige Johanna ein. Wenn sich zwei auseinanderentwickeln, sei es vielleicht besser, getrennte Wege zu gehen. Aber dem kann man auch entgegenwirken. Zwischen dem anfänglichen Verliebtsein und einer dauernden wertschätzenden Beziehung liegen eben Berge, bestätigen die beiden begeisterten Wanderer. Ineinander verliebt zu sein, sei ein Geschenk, das man auch nach über 52 Ehe-Jahren noch hervorholen kann. Das Um und Auf sei, jeden in seiner Art anzunehmen. „Mein Mann ist manchmal temperamentvoll, was ich akzeptiert habe“, sagt Johanna. „Sie ist oft sehr vorsichtig, aber ich akzeptiere das“, beschreibt Stefan seine Gattin. Vor allem haben sich die beiden zum Grundsatz gemacht, einander nicht nur niemals zu beschimpfen, sondern auch keine Sticheleien zuzulassen. Wichtig sei es auch, sich entschuldigen zu können, Fehler einzugestehen und sich auszusprechen, wenn es einmal
zu einem Konflikt kommt. Gemeinsame Unternehmungen seien ein weiterer wichtiger Punkt für eine funktionierende Partnerschaft. „Bergwanderer“ waren und sind beide nach wie vor. „Einen 3.000er packen wir zwar nicht mehr“, meinen Johanna und Stefan unisono abschließend, „aber mit der Seilbahn erklimmen wir heute noch beinahe jeden Gipfel.“
Zahlen zum Heiraten
In Österreich wurden 2024 insgesamt 45.810 Ehen standesamtlich geschlossen sowie 1.884 eingetragene PartnerInnenschaften begründet, so die Statistik Austria. Im gleichen Zeitraum wurden 14.963 Ehen gerichtlich geschieden und 167 eingetragene PartnerInnenschaften aufgelöst. Die meisten Ehen wurden in Niederösterreich geschlossen. Die Zahl der Ehescheidungen ging im Vergleich zu 2023 in fünf Bundesländern zurück. Der stärkste Rückgang wurde im Burgenland (–13,6 Prozent) registriert, gefolgt von Tirol (–3,5 Prozent) und Salzburg (–1 Prozent). Mehr Ehen als im Vorjahr wurden in der Steiermark (+3,9 Prozent) geschlossen, gefolgt von Wien (+0,9 Prozent) und Oberösterreich (+0,7 Prozent).
Die mediane Ehedauer der 2024 geschiedenen Ehen lag bei 10,5 Jahren. Das mediane Scheidungsalter lag 2024 für Männer unverändert bei 45,6 Jahren und stieg für Frauen im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Jahre auf 42,5 Jahre. Dabei fanden 1,3 Prozent der Ehescheidungen bereits innerhalb des ersten Ehejahres, weitere 4,8 Prozent im Laufe des zweiten Ehejahres statt. Insgesamt betraf fast die Hälfte aller Ehescheidungen Ehen mit einer Ehedauer von weniger als zehn Jahren. Über 17.800 Kinder, davon 12.522 Minderjährige (70,3 Prozent), waren 2024 von der Ehescheidung ihrer Eltern betroffen.