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Digitalität: Lebens-, Glaubens- und Kirchenraum

Essay von Gabriele Eder-Cakl

Die digitale Transformation geht auch an Kirche und Seelsorge nicht spurlos vorüber. Daher arbeiten Menschen auf verschiedenen Ebenen seit geraumer Zeit an einer „Digitalen Kirche“ als Andock- und Beteiligungsraum vor allem für junge Menschen. Von Gabriele EDER-CAKL

miteinander 9-10/2024

miteinander-Magazin 9-10/24

Die digitale Transformation ist eine Entwicklung der fortschreitenden Technisierung und Computerisierung und auch eine wesentliche Umwälzung, die das Menschenbild und Zusammenleben betrifft. Sie hat zu einer gesellschaftlichen Prägung geführt, die als Digitalität bezeichnet wird. Die digitale Ebene und die analoge Ebene verschmelzen zu einem allgemeinen gesellschaftlichen Lebens- und Interaktionsraum.
Es bedarf angesichts dieser Lebensrealität einer starken und fokussierten Auseinandersetzung mit dem, was in diesem Lebensraum Menschen handlungsfähig macht, sie antreibt, motiviert und – für uns als Kirche noch wichtiger – was ihnen wertvoll und heilig ist. Daher stellt sich die Frage, wie Kirche in so einem Lebensraum, in welchem die Gesamtheit unserer Gesellschaft agiert oder beeinflusst wird, pastoral tätig sein möchte und wie sie hier selbst handlungsfähig sein kann.


Zuhören und Lernen
Dieser Raum ist ein wichtiger Erprobungsraum für kirchliches Handeln, da hier vieles vorweggenommen ist, was uns in der kirchlichen Entwicklung im 21. Jahrhundert beschäftigen wird. Eine Perspektive des Zuhörens und Lernens, was Menschen verstehen, wenn sie mit dem Evangelium in Berührung kommen, ist hier nicht nur angebracht, sondern es gibt gar keine andere Möglichkeit als diese.
Dieser digital-analoge Raum ist nicht durch Struktur, sondern durch Herrschaftslosigkeit und Information an sich bestimmt. Die beiden Bibelstellen vom brennenden Dornbusch und von den Emmaus-Jüngern sind eine wichtige Grundlage für so eine herrschaftslose missionarische Begegnung. Daraus lässt sich eine Haltung ableiten, in der Begegnung mit anderen Menschen geschieht, genauso wie Mose „die Schuhe auszieht“, im Bewusstsein, einen heiligen Boden zu betreten. Weiters können wir uns am Beispiel des auferstandenen Jesus orientieren, der die Emmaus-Jünger auf ihrem Weg des Begreifens der Heilsbotschaft begleitet. Derzeit beschäftigen sich beinahe alle pastoralen Bereiche und deren österreichweite Arbeitsgemeinschaften mit diesem Thema.


Digitale Kirche und Seelsorge
„Digitale Seelsorge“ umfasst die Pfarrseelsorge genauso wie Trauerpastoral, geistliche Begleitung bis zu Pilgerbegleitung und Gottesdienstübertragungen. Christen nutzen Social Media und haben eigene Accounts. Darüber hinaus gibt es in Österreich derzeit rund 30 kirchennahe Personen, die auf unterschiedlichen Plattformen (v. a. Instagram, Tiktok, YouTube) über diese reine Präsenz hinausgegangen sind und neue beteiligende Formen bzw. neue Anknüpfungspunkte und Gemeinschaften aufgebaut haben. Dies verstehen wir unter „Digitale Kirche“.
Deshalb haben sich leitende Personen der Diözesen und aktive Akteure zusammengefunden und bauen nun an einer österreichischen digitalen Kirche. Das Österreichische Pastoralinstitut stellt Service und Koordinierung dafür zur Verfügung. Österreich hat die richtige Größe für Zusammenarbeit und Vernetzung in der digitalen Kirche und digitalen Seelsorge und setzt Schritt für Schritt in diesem Lebens-, Glaubens- und Kirchenraum.


miteinander-Magazin 9-10/24

Gabriele Eder-Cakl

ist Theologin und seit 2023 Leiterin des Österreichischen Pastoralinstituts (ÖPI). Zu ihren Schwerpunkten zählt u. a. die „Digitale Seelsorge“. Zudem ist sie Sprecherin der kirchlichen Dialoginitiative für junge Erwachsene „Denk Dich Neu“.

 

 

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