Mag. Lukas Cioni
Redaktionsleiter / Chef vom Dienst
miteinander-Magazin
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miteinander 11-12/2024
Lieber Rudi,
jetzt wird es immer konkreter mit der Übersiedlung. Ich ziehe um, lasse die Wohnung, die wir gemeinsam gestaltet haben, hinter mir. Die neue hat viele Vorteile. Und doch: Es wird nicht die sein, in der die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit daheim sind. Ich denke in letzter Zeit oft zurück, wie wir hier renoviert haben: Tapeten geklebt, die schönen Holzböden ausgesucht, die roten Fliesen für das Bad. Mein neues Bad hat graue und weiße Fliesen, sehr elegant. Ich werde es so lassen (eine Umgestaltung käme zu teuer) und doch die roten sehr vermissen. Der Umzug wird viel Arbeit, es gruselt mich, wenn ich an all den Aufwand denke. Wenn Du kannst, hilf doch ein bisschen mit von dort aus, wo Du jetzt bist.
Brigitte Krautgartner
ist Redakteurin in der multimedialen Abteilung Religion und Ethik im ORF. 2019 starb ihr Partner an Krebs. Über den Verlust und Neuanfang hat sie das Buch „Hinter den Wolken ist es hell“ geschrieben.
An das Vertrauen,
ich vermisse dich – Vertrauen. Einst warst du die Grundlage unserer Gesellschaft und Kirche. Ohne dich, Vertrauen, verlieren wir das Fundament, auf dem Gemeinschaften aufgebaut werden. Vertrauen ist das unsichtbare Band, das Menschen miteinander verbindet, Gemeinschaften stärkt und uns erlaubt, in einer ungewissen Welt zu bestehen. Wenn Vertrauen fehlt, entstehen nicht nur individuelle Ängste und Unsicherheiten, sondern auch eine tiefe gesellschaftliche Krise. Vertrauen setzt voraus, dass wir uns trotz der Ungewissheit entscheiden, an das Gute im anderen zu glauben. Dieses Vertrauen kann jedoch nur bestehen, wenn es durch positive Erfahrung und Beständigkeit genährt wird!
Thorsten Schreiber ist Regens
der Priesterseminare der Diözesen Graz– Seckau und Gurk.
Hey, long time no see!
Zuerst dachte ich, du bist für immer verschwunden. Doch dann fiel mir ein: Du bist einfach nicht da, wo wir, „die Alten“, dich, den „Jungen“, den „Jugendlichen“ gern sehen würden. Ich verstehe dich sehr gut. Du hast gerade ganz andere Dinge im Kopf, bist „temporarily not available“, also zeitlich verhindert. Jeder Freundeskreis ist wichtiger, jede Party, jede Minute am Smartphone, jeder Song, jede Serie, jede freie Minute. Und seien wir ehrlich – du hast mehr als genug zu tun mit Ausbildung, Träumen und Visionen ... einfach deinem Leben. Lass dir Zeit. Ich weiß, dass du irgendwann wiederkommst. Ansichten, Bedürfnisse und Verantwortungen ändern sich unweigerlich. Und wenn es so weit ist, bin ich da und freue mich auf unser Wiedersehen!
Klaus Abbrederis
ist Leiter der Kirchenbeitragsstelle der Diözese Feldkirch sowie Koordinator der Initiative „Denk Dich Neu“ Vorarlberg.
Liebe Familie,
unlängst habe ich mir in der Früh mein Brot genauso hergerichtet, wie ich das als Kind bei Euch beobachtet habe. Ich musste schmunzeln und denke seither an Deine Umarmungen, Mama, die mir unmöglich scheinende Aufgaben plötzlich lösbar machen konnten! Wie oft, Papa, haben wir über Ziele, Pläne und Träume gesprochen, die Du mir dann als mein Architekt geordnet und strukturiert hast! Die abendlichen Versammlungen in der Familie haben uns geeint und oft endeten diese in einem gemeinsamen Gelächter. Es sind doch immer Deine lustigen Kommentare, Mama, mit denen Du uns diese Fröhlichkeit bewahren ließest! Nach diesem gemeinsamen Lachen sehne ich mich und will bald Zeit mit Euch wie damals genießen, sobald ich wieder zu Hause in Belarus bin!
Antanina Kalechyts
ist Professorin für Gregorianik und Liturgik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Dirigentin und Leiterin der Choralschola der Wiener Hofburgkapelle.
Liebes Publikum,
mit meinen 73 Jahren bin ich, trotz Pensionsalter, noch immer als Stummfilmpianist aktiv – eine Tätigkeit, die mir nach 36 Jahren unverändert sehr viel bedeutet. Was mir besonders fehlen würde, ist das Erlebnis mit den Zuschauern – ihre Reaktionen, die leuchtenden Augen, das gemeinsame Eintauchen in die Geschichten. Es ist ein besonderes Gefühl, ndie Stille eines Films musikalisch zu füllen und dem Publikum eine einzigartige Erfahrung zu schenken. Und noch etwas ist wichtig: Meine weltweiten Reisen haben gezeigt, dass Menschen, egal woher sie kommen, im Kern gleich empfinden. Diese tiefe Verbindung durch Musik und Kunst berührt uns, unabhängig von Sprache oder Kultur.
Gerhard Gruber
ist Stummfilmpianist und Nestroy-Preisträger 2006 sowie Träger des OÖ-Landeskulturpreises 2008.
Liebe Tiere im Himmel,
bis vor wenigen Jahren habt ihr, unsere lieben Katzen Pinkus und Minou, uns immer
begleitet. Doch dann starbt ihr nacheinander. Es war ein schlimmer Anblick, wie ihr erst zu taumeln begonnen habt und dann plötzlich der Tierarzt kam, um euch einzuschläfern. Das ging so schnell, dass wir das in unseren jungen Jahren gar nicht richtig begreifen konnten. Vielleicht war so ein großer Gedanke wie der an den Tod zu schwierig zu verstehen. Mit der Zeit mussten wir uns aber fast schon daran gewöhnen. Denn es starben auch die ersten unserer geliebten Hühner. Ab da begriffen wir, wie schmal der Grat zwischen Leben und Tod sein kann. Das Seltsame ist, dass wir mittlerweile nicht mmal mehr weinen müssen, wenn jemand von euch geht. Offenbar kann man sich an die krassesten Dinge gewöhnen, sogar an den Tod. Aber dennoch merken wir, dass etwas fehlt. Dass ihr fehlt.
Julius, Rosalie und Luisa
sind Geschwister und leben in Niederösterreich.