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Eine berührende Antwort gibt die jüdische Intellektuelle Etty Hillesum; sie wurde 1945 in Auschwitz ermordet. Ihre Tagebucheinträge aus dem Konzentrationslager beendete sie mit den – angesichts der Erniedrigung, Gewalt und Grausamkeit, die sie erfahren musste – unvorstellbar einfühlsam zärtlichen Worten: „Man möchte Balsam für viele Wunden sein.“
Dieser Satz weckt aktuelle Bilder. Wenn wir wieder zu einem normalen Leben zurückkehren können und einander in den Straßen oder bei der Arbeit treffen, sollten wir uns daran erinnern, dass die Personen neben mir vielleicht Wunden mit sich tragen, die noch nicht geheilt sind. Jene, die einen lieben Menschen verloren haben und sich womöglich nicht verabschieden konnten. Jene, die selber krank waren und Angst um ihr Leben hatten. Jene, die beruflich oder privat an ihre Grenzen geraten sind. Sie – wir alle – brauchen dann ein aufrichtendes Wort, einen tröstenden Blick, ein Lächeln, das Freude schenkt. Balsam für die vielen Wunden.
Die Auferstehung Jesu, die wir jeden Sonntag feiern, öffnet im Leid eine Tür zum Leben. Zwar mischt sich zum freudigen Halleluja manchmal eine gedämpfte Moll-Stimme. Und dennoch tritt der Auferstandene auch da in unsere Mitte – in die Mitte unserer Verzweiflung, Nöte und Ängste – und richtet uns auf. Er gibt uns Hoffnung und Zukunft.
aus: Benno Elbs: „Werft eure Zuversicht nicht weg“,
Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2020, ISBN 978-3-7022-3887-2
Dr. Benno Elbs
ist seit 2013 Bischof der Diözese Feldkirch.
In der Bischofskonferenz ist der promovierte Theologe
und ausgebildete Psychotherapeut u.a. für die Caritas zuständig.