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Kaum zu glauben!

Hausgeburt in Bethlehem

Jesu Geburt war das, was man heute als Hausgeburt bezeichnet. Etwa 1.000 davon gibt es jedes Jahr in Österreich. Die Hebamme Rotraud Zeilinger begleitet diese Kinder auf ihrem mühsamen Weg ins Leben. Und sie kann sich gut vorstellen, wie das damals zuging im Stall von Bethlehem.

 

Von Norbert OBERNDORFER | 06.11.2019

 

 

„Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“, heißt es im Lukasevangelium (Lk 2,7). Die Rede ist von Maria, der „Theotokos“, der Gottesgebärerin. Der biblischen Überlieferung zufolge entband sie vor etwa 2.000 Jahren in der Stadt Bethlehem ein Kind, das Christen als Messias verehren. Anschließend legte sie es in eine Krippe – auf Griechisch φάτνη [phátnä], in deutschen Übersetzungen auch mit „Futtertrog“ übersetzt. Die Erzählung und Tradition der Stallgeburt ist nicht direkt in der Bibel überliefert. Sie ist aber durchaus plausibel.

 

 

„Eine Geburt wird schon immer auch im Stall stattgefunden haben“, sagt die Wiener Hebamme Rotraud Zeilinger, die über zweitausend Geburten in 32 Jahren praktischer Arbeit als Hausgeburten-Hebamme begleitet hat. „Ich komme zwar nicht aus einer Bauernfamilie, aber soweit ich weiß, ist es im Stall nicht so kalt. Es ist ein Ort, wo Tiere ihre Wärme abgeben, wo Stroh ist und wo es trocken ist, sonst würden die Tiere krank werden.“ Sind die Keime und Bakterien nicht gefährlich gewesen? „Nein, für den kleinen Jesus war die Stallgeburt absolut nicht gefährlich. Dort, wo die Geburt stattfindet, besiedeln sich die Nase und der Darm des Neugeborenen mit den Bakterien vom Geburtsort.“ Man dürfe sich bei einer Hausgeburt daher sicher sein, dass das Kind gesund bleiben werde, „egal wie arg das Milieu dort ist“.

 

Maria als Teenager-Mutter

 

Nach biblischer Überlieferung war die hochschwangere Maria damals mit ihrem Verlobten Josef zur Volkszählung von Nazareth in Galiläa nach Bethlehem in Judäa unterwegs. Eine Wegstrecke von 150 Kilometern. Zu Fuß dauert diese Reise fünf Tage. Als Unterstützung und Entlastung für Maria war ein Esel mit dabei. „Sie wird sicher ihre Sachen, Tücher und Windeln, mitgehabt haben. Das Frauenwissen, wann in etwa das Baby kommt, wird sie wohl gehabt haben. Es war also keine überraschende Geburt“, ist die Hebamme überzeugt. Außerdem dürfte Maria eine sehr junge Mutter gewesen sein; selber erst im Teenager-Alter, was damals nicht unüblich war.

 

Wenn Hebamme Rotraud zu einer Hausgeburt kommt und die Frau im Geburtsgeschehen schon sehr weit ist, betritt sie zunächst als Beobachterin eine Situation, in der das Paar schon einen Teil des Geburtswegs allein gegangen ist. „Genauso werden es Maria und Josef gemacht haben.“ Maria hat sich wahrscheinlich von anderen Frauen und Verwandten aus ihrem Dorf etwas abgeschaut, wie sie ihre Babys bekommen hatten. „Davon hat sie etwas übernommen und sich einfach in die Wehenarbeit fallen lassen.“

 

Josefs Aufgabe: Einfach da sein

 

Wahrscheinlich war – zumindest legt das der biblische Befund nahe – Maria mit Josef allein bei der Geburt. „Vielleicht wäre es ihr recht gewesen, wenn ihre Mama oder eine Hebamme da gewesen wären“, sagt Rotraud. Die hat es schon im alten Ägypten, überliefert im Alten Testament (2. Mose 1,15–21), gegeben: Die Rede dort ist von zwei gottesfürchtigen „hebräischen Hebammen“. In Rotrauds Vorstellung ist Josef im Stall präsent gewesen. Er hat auf sie aufgepasst, ist ihr nahe gewesen und für das dagewesen, was sie geäußert und gebraucht hat. „Auch heute sagen alle Frauen, dass es ihnen wichtig ist, dass der Mann da ist: Weniger wie nah oder was er tut ist wichtig, sondern das ‚Dasein‘ an sich.“

 

Aus Erfahrung weiß sie, dass Frauen eine Geburt mithilfe ihres Mannes schaffen können. „Leichter ist es mit einer Hebamme. Aber es geht auch ohne.“ Und das mit dem „Wasserkochen-Schicken“ sei immer eine reine Beschäftigungstherapie für aufgeregte Väter gewesen. „So viel Wasser braucht man nicht“, sagt Rotraud und lacht. Auch das galt vermutlich bereits damals wie auch heute.

 

Rotraud Zeilinger arbeitet seit 1987 als freiberufliche Hebamme und ist selbst Mutter von vier Kindern.

 

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