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Pilgern schenkt Freiheit

Reportage und Reflexion

Pilgernde sind stets mit leichtem Gepäck unterwegs. Denn viel braucht es nicht. Was zählt, sind die Begegnungen: mit Pilgergefährten und Fremden, mit sich selbst und mit Gott. Von Sandra LOBNIG

miteinander 7-8/2023

miteinander-Magazin 7-8/23

Aufstehen, losgehen, ankommen. Und dazwischen etwas essen. Für Reinhard Stiksel, Leiter des Bibelwerks Linz, ist Pilgern einfach. Möglicherweise liegt gerade in dieser Einfachheit für viele Menschen die große Anziehungskraft des Pilgerns. Pilgern boomt seit vielen Jahren. Auf dem Jakobsweg beispielsweise sind von Jahr zu Jahr mehr Pilger unterwegs. 2022 waren es 438.000 Menschen, die zu Fuß auf dem spanischen Teil des Weges ans Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela wanderten. In Österreich umfasst das Netz an Pilgerwegen rund 24.000 Kilometer, die Menschen auf jahrhundertealten Wegen wie der Via Sacra gen Mariazell oder auf neueren Routen wie dem Johannesweg im Mühlviertel zurücklegen. Auch bei brütender Hitze oder in strömenden Regen, allein oder in der Gruppe.

 

„Pilgern schenkt eine enorme Freiheit. Man hat keine Termine, viel Zeit und Gelegenheiten
der Begegnung: mit sich selbst, mit anderen auf dem Weg und mit Gott“, sagt Reinhard Stiksel. Insbesondere die Begegnungen entlang des Weges seien bereichernd. Selbst wenn man allein unterwegs ist, bleibe man als pilgernder Mensch nicht bei sich selbst. „Dazu braucht es Offenheit für das, was passiert, für die Menschen, die man trifft. Diese Offenheit ist eine der
wichtigsten Haltungen beim Pilgern.“ Der innere Weg, den man zurücklegt, beginn schon bei den Vorbereitungen. Mitgenommen wird nur, was absolut notwendig ist. „Dabei fragt man sich, was man eigentlich braucht und welchen Ballast man ablegen kann.“

 

Es geht um das Ziel

Abgesehen von praktischen Überlegungen – wo schlafen, wie viele Unterhosen und welche Blasenpflaster mitnehmen? – ist die wichtigste Frage des Pilgers jene nach dem Ziel. „Beim christlichen Pilgern geht es nicht nur um den Weg. Das Ziel markiert den Ort, der mit mir, mit meiner Spiritualität und mit Gott zu tun hat“, betont Stiksel. Mit seiner Frau hat der 35-Jährige bereits mehrere mehrwöchige Pilgerreisen unternommen. Mit dabei die Bibel im Kleinformat oder sein eigenes Buch „Pilgern mit der Bibel“, das er für das Unterwegs-Sein geschrieben hat.

 

Geistige Inspirationen auf dem Weg in Form von Bibeltexten oder anderen Texten seien für viele Pilgernde ein Gewinn. „Das kann natürlich auch das Smartphone sein, aus dem man einen Psalm aus dem Stundenbuch liest.“ Und ein Anliegen? Gehören nicht auch eine Bitte oder ein Dank beim Pilgern mit ins Gepäck? „Für viele spielt das tatsächlich eine wichtige Rolle. Pilgerstatistiken aus Rom oder Santiago de Compostela zeigen etwa, dass viele Menschen in Übergangssituationen - etwa beim „Übertritt ins Berufsleben oder an dessen Ende – pilgern.“ Dankbar für das Vergangene oder mit der Hoffnung um Segen für das, was kommen wird.


Pilgern auf unbekannten Wegen

Es müssen nicht immer die Via Sacra oder der Jakobsweg sein: Weniger bekannt sind der Johannesweg im Mühlviertel oder der Martinusweg, der vom ungarischen Szombathely, dem Geburtsort des hl. Martin, zu dessen Grab nach Tours in Frankreich führt. Auf dem Donau-Alpen-Adria- Radpilgerweg ist man mit dem Fahrrad unterwegs und steuert Marienwallfahrtsorte zwischen Salzburg und Grado an. Der alpine Kreuzweg – Prägraten führt durch den Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol. Mehr Pilgerwege findet man auf:
Pilgerwege.at
Pilgerkalender.at

 


Leiter des Bibelwerks Linz und Buchautor

Reinhard Sticksel

ist Leiter des Bibelwerks Linz und Buchautor.

Tyrolia Verlag: 2021, ISBN: 978-3-7022- 3926-8, € 14,95.

Reinhard Stiksel: Pilgern mit der Bibel. Tyrolia Verlag: 2021, ISBN: 978-3-7022-3926-8, € 14,95. Für miteinander-Abonnenten unter dem Kennwort „miteinander“ portofreie bestellbar unter:  bibelwerk@dioezese-linz.at


 

Was die Seele erleichtert


Wer sich jemals auf einen Pilgerweg begeben
hat, weiß, was es bedeutet, „leichtes
Gepäck“ mit sich zu führen. In Gewicht gemessen
sind das maximal 15 Kilo, bei manchen
Fluglinien sind es sogar nur zehn.

Die geistige Arbeit beginnt somit bereits beim
Packen. Es wird überlegt, aussortiert und
auf das Notwendigste reduziert. Doch trotz
aller Einsparungsversuche – das Gewicht
merkt man vor allem beim Tragen. Der
Seele kommt auf Wanderschaft eine eigene
Bedeutung zu. Leichtes Gepäck bezieht
sich dabei nicht nur auf das, was man am
Rücken trägt, sondern – oder vor allem –
auf den Ballast der Seele.

Hier ist es nicht so einfach, das Gewicht zu reglementieren,
denn seelische Lasten wiegen oft schwerer.
Doch siehe da, im Laufe einer Pilgerschaft
leert sich selbst dieses Gepäck – Stück für
Stück, Schritt für Schritt.

Am Ende einer solchen Reise hat man an Gewicht verloren
– körperlich, seelisch und im Rucksack. Die
Erkenntnis erschließt sich von selbst:

Der Weg ist das Ziel und unser aller Wanderschaft
heißt: Leben.

 


ehemalige Redaktionsleiterin der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) in Gmünd

Gerlinde Aschauer

ist ehemalige Redaktionsleiterin der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) in Gmünd und ging im Jahr 2003 mit ihrer Tochter einen Teil des Jakobsweges.

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