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Geschmackvoller Gottesdienst

Serie: Mit allen Sinnen

Ist Liturgie auch ein Genuss für den Gaumen oder doch „nur“ Vorgeschmack kommender Herrlichkeit? Von Daniel SEPER

miteinander 7-8/2023

miteinander-Magazin 7-8/23

Mit dem Geschmack ist das ja so eine Sache: Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Oder eben auch nicht, wenn es etwa um Fragen des Gottesdiensts geht, der ja nie nur eine Sache von persönlichem Geschmack oder individuellen Vorlieben ist. Der christliche Gottesdienst erhebt zudem den Anspruch, mit allen Sinnen gefeiert werden zu wollen. Zu sehen und zu hören gibt es viel; trotz des Mahlcharakters der Eucharistie, die beim Letzten Abendmahl eingesetzt wurde, kommt der Geschmackssinn aber heute kaum auf seine Kosten. Oder?

 

Auch wenn jede katholische Messe Opferund Mahlcharakter zugleich aufweist, gibt es auf den ersten Blick bis auf eine hauchdünne Hostie aus Weizenmehl und Wasser und vielleicht auch einmal Wein wenig, das die Geschmacksknospen aktiviert. Das zugrundeliegende jüdische Mahlritual und die in den ersten Jahrhunderten praktizierte Agape sind im Lauf der Zeit in den  Hintergrund getreten, es stand nicht die Sättigung, sondern das Gedächtnis im Vordergrund. Das Trinken aus einem gemeinsamen Kelch ist spätestens seit der Pandemie ganz aus der Mode gekommen. Und ob ein blässlicher Weißwein wirklich ein sinnenfälliges Zeichen für das Blut Christi ist, bleibt sowieso fraglich. Gottesdienst ist also vor allem dem Namen nach Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit und Teilhabe am himmlischen Hochzeitsmahl.

 

Salz der Erde
Bei der Taufe hingegen wird der Geschmackssinn noch mehr angesprochen, zumindest war das früher so. Erste Belege für den Taufritus berichten etwa von einem Milch-Honig-Gemisch, das den Neugetauften gereicht wurde – ein Hinweis auf das Gelobte Land, dessen neue Bewohner sie nun sind?

 

Nebst saurem Wein und süßer Milch gibt es noch eine andere Geschmacksrichtung, die in der Liturgie zum Zug kommt. Denn schon die Bibel spricht vom Salz der Erde. Salz ist nicht nur Gewürz und verleiht nSpeisen das gewisse Etwas, sondern dient auch der Konservierung. Die reinigende Kraft von Salz lässt es nicht nur bei der Bereitung von Weihwasser zum Einsatz kommen. In der Antike wurden auch neugeborene Kinder mit diesem Gewürz kultisch gereinigt. Im Christentum reichte man dann den Katechumenen bei ihrer Vorbereitung auf die Taufe Salz: vielleicht als Ersatz für die Kommunion, die sie noch nicht empfingen, vor allem aber im Sinne des Exorzismus, um so auch sinnenfällig von der Fäulnis der Sünde und allem Bösen zu befreien.

 

Gesegnetes Salz erfreute sich im Mittelalter bei Mensch und Tier großer Beliebtheit. Heute wird es zusammen mit Brot gern zum Einzug in ein neues Heim geschenkt. Bei den vor allem im Süden Österreichs so beliebten „Fleischweihen“ zu Ostern ist Salz neben Kren ein häufiger Begleiter von Schinken und Reindling, die zwar in der Liturgie gesegnet, aber erst danach verkostet werden. Das gemeinsame Essen im Anschluss an die offizielle Liturgie etwa von gesegnetem Brot, wie es in den Ostkirchen allgemein üblich ist, wäre auch hierzulande eine einfache Möglichkeit, den Mahlcharakter wieder stärker zu betonen und damit Gottesdienst schmackhaft zu machen.

 


Mitarbeiter am Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins

Dr. Daniel Seper

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins.

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