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Vom Weihrauchduft zum Stallgeruch

Mit allen Sinnen: Riechen

Den ganzen Menschen mit allen Sinnen ansprechen möchte nicht nur die Kirche. Neben dem Weihrauch gibt es neue Ideen, um für den richtigen Duft zu sorgen. Von Daniel SEPER

miteinander 11-12/2023

miteinander-Magazin 11-12/23

Kirchen empfangen ihre Besucher oft mit einer Geruchsmischung aus muffigem Teppich und altem Holz. Manchmal kommen auch noch kalter Weihrauch und Kerzenqualm dazu. Einladend ist etwas anderes. Dabei hat die Kirche jahrhundertelange Erfahrung im Umgang mit Düften. Doch heutzutage wissen weltliche Institutionen besser mit den Nasen ihrer Kunden umzugehen, man denke nur an professionelle Parfümkreateure, die ÖBB-WCs nach Weltraum riechen lassen …

Tatsächlich wird der Geruchsinn oft unterschätzt, das erkennen wir vor allem dann, wenn wir auf ihn verzichten müssen. Mit verstopfter Nase schmeckt das beste Essen nur halb so gut, da dabei nicht nur der Geschmacksinn, sondern auch der Geruchsinn eine große Rolle spielt. Mit Gerüchen verbinden wir bestimmte Erinnerungen – wer denkt beim Duft von Lebkuchen, Tannennadeln und Zimt nicht an Weihnachten?

 

Olfaktorischer Alleskönnner

Der Weihrauch war lange Zeit das Mittel schlechthin, um für Wohlgeruch im Gottesdienst zu sorgen. Für die einen ist es der Inbegriff von Feierlichkeit, wenn Weihrauchschwaden den Kirchenraum erfüllen, andere beginnen schon zu husten, wenn sie das Weihrauchfass in der Sakristei rasseln hören. Die Qualität des damit verbundenen olfaktorischen Erlebnisses hängt sicher auch von der Sorte ab, also ob man zum griechischen Weihrauch mit Rosenduft greift oder zur billigen Kiloware.

Weihrauch sorgt aber nicht nur für das kirchlich passende Odeur, das in früheren Jahrhunderten so manchen Gestank überdeckte, ihm wird auch eine heilende und reinigende Wirkung nachgesagt. Zudem wusste schon der Psalmist um die symbolische Bedeutung von Weihrauch als Hinwendung zu Gott, wenn er betete: „Wie Weihrauch steige mein Gebet zu dir auf, du mein Gott.“ Weihrauch ist aber mehr als schöne Dekoration für den Gottesdienst, verdeutlicht er doch auf sinnenfällige Weise die Höhepunkte der Liturgie, aber auch die Würde der Christen und die Ehre Gottes. Neben dem Weihrauch sprechen auch die heiligen Öle den christlichen Geruchsinn an: Das Chrisam, das bei Taufe, Firmung und Priesterweihe zum Einsatz kommt, kann mit der Nase vom Katechumenen- und vom Krankenöl unterschieden werden, weil ihnen unterschiedliche Duftöle und Balsame beigemengt werden.

 

Das Kirchenjahr erriechen

Während uns diese traditionellen Düfte in der Kirche immer seltener begegnen, nimmt ihre gesellschaftliche Bedeutung zu, weiß man doch um deren Wirkung für das menschliche Befinden. Doch es gibt Überlegungen in diese Richtung, wenn Experten sich darüber Gedanken machen, wie Menschen Kirchen wieder „gut riechen“ können und das Kirchenjahr mit der Nase erfahrbar werden soll. So soll es in der Weihnachtszeit in Gotteshäusern nicht einfach nach Zimt und Spekulatius riechen, sondern Vanillin soll für den Geruch des Neugeborenen und die Muttermilch stehen. Holzige Noten sollen auf die Passion zu Ostern verweisen und frische Basisnoten den Aufbruch des Heiligen Geistes zu Pfingsten verdeutlichen. Ob sich das durchsetzen wird oder man nicht doch beim Stallgeruch der Schafe bleibt oder wieder auf Klassisches setzt? Man wird es riechen …

 


Mitarbeiter am Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins

Dr. Daniel Seper

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins.

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