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Himmlische Häppchen und göttliche Klänge

Wie Gott klingt und schmeckt

Ob in den erhabenen Klängen einer Bach‘schen Komposition oder im warmen Duft frisch gebackenen Brotes: Es sind diese Momente der Transzendenz im Gewöhnlichen, welche unser Leben bereichern und daran erinnern, dass Gott mitten unter uns ist – hörbar, schmeckbar, erlebbar. Von Sebastian PIETSCH und Stefan WALLMEYER

miteinander 7-8/2025

miteinander-Magazin 7-8/25

Mit Bach Gott hören

Von Sebastian TIETSCH

 

Als Johann Sebastian Bach 1723 sein Amt als Thomaskantor in Leipzig antrat, bestand seine Hauptaufgabe in der musikalischen Gestaltung der lutherischen Hauptgottesdienste.
Bach komponierte seine Musik also für einen ganz bestimmten liturgischen Kontext und damit im Dienst der Verbindung von Gott und Mensch, von Himmel und Erde. Traditionell fiel im Luthertum der Musik im Gottesdienst die Aufgabe zu, den Gläubigen schon im Hier und Jetzt ein Stück Himmel zu vergegenwärtigen. In seiner ehemaligen Wirkungsstätte Weimar konnte sich Bach dies in der Schlosskapelle immer wieder vor Augen führen. Denn sie war geprägt vom architektonischen Dreiklang aus Altar, Kanzel und Orgel – wobei die Orgel dem Himmel am nächsten stand: Musik als irdisches Abbild der Himmelsmusik; dies aber nicht unabhängig, sondern in Verbindung mit mWort und Sakrament.

 

Zwischen Himmel und Erde
Gerade im Sanctus wird diese Verbindung von Himmel und Erde besonders deutlich – sowohl im liturgischen Kontext als auch in Bachs musikalischer Umsetzung. Mit dem mhimmlischen Lobpreis der Engel verbindet sich die Gemeinde als Träger der irdischen Liturgie mit der himmlischen. Häufig griff Bach auf Werke anderer Komponisten aus dem Bestand der Thomaskirche zurück, nutzte zu Beginn seiner Amtszeit aber auch gelegentlich die Möglichkeit, das Sanctus selbst zu vertonen. Vielleicht, weil Bach hier mehr als bei einem Kyrie und Gloria
die Möglichkeit sah, mit seiner Musik ein mStück Himmel auf Erden erklingen zu lassen? Zumindest deutet darauf schon seine erste Sanctus-Komposition (BWV 237) hin. Dieses Sanctus in C-Dur komponierte Bach vermutlich zum Johannistag (24. mJuni) 1723. Für den Einzelsatz sah Bach eine große festliche Besetzung mit vierstimmigem Chor, drei Trompeten, Pauken, zwei Oboen, Streichern und Basso continuo vor. Ein instrumentales Vorspiel mentfällt – stattdessen beginnt der Gesang munmittelbar und festlich. Dreimal erklingt der dreifache Ruf „Sanctus“ – erst beim m„Dominus Deus Zebaoth“ wird der Satz maufgelockert und die Harmonik abwechslungsreicher. Der Chor singt einmütig zum Lobe Gottes hier auf Erden – laut und klar, mals müsste es bis in den Himmel hinauf mhörbar sein. Dazu trägt auch das Orchester mit seinem festlichen Klang bei: Streicher und Oboen wechseln sich mit Trompeten und Pauken stets mit den Sechzehnteln ab und sorgen damit für eine heitere, beschwingte Stimmung.


Himmlische Atmosphäre
Beim Wort „Gloria“ setzt zunächst der Sopran ein und singt sich in kürzester Zeit von „unten“ nach m„oben“ – ihm folgen alle weiteren Stimmen, unterstützt vom Orchester. mSo entfaltet msich im vokal-instrumentalen Gotteslob nach und nach ein Klangraum, der die Zuhörenden in eine himmlische Atmosphäre eintauchen lässt. Die dem zugrundeliegende musikalische Idee steigert Bach im weiteren Verlauf des Werkes noch, bevor die kurze, aber mitreißende Himmelsmusik zu ihrem feierlichen Ende geführt wird. In Bachs Sanctus wird der Himmel hörbar – ein musikalisches Zeugnis seines Mottos: Soli Deo gloria – zur Ehre Gottes, im Himmel und auf Erden.

 

Bachs Sanctus in C-Dur
Komponist Johann Sebastian Bach verfasste seine erste Sanctus- Komposition in C-Dur (BWV 273) für Chor und Orchester. Eine Hörprobe sowie die Noten des barocken Musikstücks „Sanctus in C-Dur“, finden Sie auf youtube.com

 

Sebastian PIETSCH, M. Ed.

ist Doktorand am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Paderborn.


 

Göttlicher Gaumenschmaus
Von Stefan WALLMEYER

 

Ich habe einen Beruf, der mich jeden Tag aufs Neue mit Leidenschaft erfüllt: Ich darf Menschen mit allen Sinnen glücklich machen. Denn ich bin Koch. Bei einer guten Mahlzeit finden wir Harmonie und Frieden; es widerstrebt uns, gleichzeitig zu genießen und zu streiten. Nicht umsonst sagt man oft: „Lasst uns damit bis nach dem Essen warten!“ Kurzum: Essen macht glücklich.


Aber nicht nur das Essen selbst, sondern auch seine Zubereitung kann höchst erfüllend sein. Schon der Einkauf kann eine sinnliche Erfahrung sein. Auf dem Markt bringen mich die Vielfalt der Farben und Formen zum Staunen und ich gerate ins Träumen über die Wunder der Natur: wie aus einfachen Samen, von der Erde genährt und von der Sonne gereift, das Getreide gedeiht. Die Dankbarkeit für diese Dinge, der Respekt vor der Schöpfung und dem Tierwohl, die achtsame Auswahl der Zutaten, der faire Handel, saisonale Produkte und nachhaltige Herstellungsverfahren steigern nicht nur unser gutes Gewissen, sondern auch unseren Genuss.
Das Kochen ist ein schöpferischer Prozess, der auf jahrtausendealter Erfahrung beruht. Es ist mehr als nur das Vermischen von Zutaten; es ist eine wahre Verwandlung. Aus Rohstoffen, die im rohen Zustand oft ungenießbar oder sogar giftig sind, entstehen durch die geschickte Anwendung physikalischer und chemischer Prozesse schmackhafte und bekömmliche Speisen. Ein Akt der Kreativität, der Tradition, der Kunst und der kulturellen Identität. Eine „gute“ Küche zeichnet sich daher auch nicht durch opulente Tafeln mit teuren und seltenen Speisen aus, sondern durch den bewussten und schonenden Umgang mit Lebensmitteln, die Freude am Gastgeben, die sorgfältige Zubereitung und das bewusste Genießen.

 

Brot – ein Stück Himmel
Von all den Gerichten, die ich zubereite, begeistert mich das Backen eines einfachen Brotes ganz besonders. Ich kann es selbst nicht erklären, aber diese Tätigkeit schenkt mir jedes Mal aufs Neue eine tiefe Zufriedenheit, die ich von kaum einem anderen Handwerk kenne. Was macht das Brotbacken so besonders? Die uralte Tradition? Die einfachen Zutaten? Der Duft frischen Brotes? Der Geschmack, der Kindheitserinnerungen weckt und ein Gefühl von Heimat und Sicherheit hervorruft? Brot ist ein Symbol für die Grundbedürfnisse des Menschen, für Geborgenheit und Gemeinschaft. Ein bisschen wie der Himmel auf Erden.
Daher zum Abschluss ein Rezept für ein typisches Münsterländer Landbrot. Aber bedenken Sie: „Den Erfolg und die Erfüllung des Kochens erlangt man nicht durch das stumpfe Befolgen eines Kochrezepts, sondern in der Hingabe, die wir in die Zubereitung investieren!“

 

Münsterländer Landbrot
Zutaten:
500 g Weizenmehl
250 g Roggenmehl
20 g Salz
1 Päckchen frische Hefe
750 ml lauwarmes Wasser


Zubereitung: Alle Zutaten am besten in einer Küchenmaschine mindestens 6 Minuten lang kräftig verkneten. Den Teig zugedeckt an einem warmen Ort ca. 30 Minuten gehen lassen, bis er deutlich aufgegangen ist. Den Teig vorsichtig auf eine leicht bemehlte Arbeitsfläche geben und in zwei etwa gleich große Teile teilen. Vermeiden Sie starkes Kneten, um die Luftigkeit zu erhalten. Formen Sie zwei runde Brote. Die Teigkugeln mit einem scharfen Messer kreuzweise einschneiden. Die Brote nochmals ca. 15 Minuten ruhen lassen. Backofen auf 180 °C (Umluft 160 °C) vorheizen. Die Brote auf einem Backblech mit Backpapier ca. 45 Minuten backen.

 

miteinander-Magazin 7-8/25

Stefan Wallmeyer
ist Klosterkoch und Leiter der Zentralküche der Abtei Gerleve. Der preisgekrönte Küchenmeister hat mehrere Bücher verfasst, darunter Göttliche Küche (vergriffen).

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