Kontakt
Redaktionsleiter / CvD

 

Mag. Lukas Cioni

Redaktionsleiter / Chef vom Dienst

miteinander-Magazin

Stephansplatz 6

1010 Wien

Tel.: +43 1 516 11-1500

 

Sie haben eine neue Adresse? Schreiben Sie uns hier oder rufen uns unter DW 1504 an.

 

Redaktion & Impressum

Themen & Schwerpunkte

Ein Ort voller Chancen

Bei einer Wohngemeinschaft für beeinträchtigte Menschen in der Toskana

Die italienische Initiative „Fondazione Alice Onlus“ unterstützt seit der Gründung im Dezember 2010 Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen auf dem Weg in ein selbstständiges Leben. Ein Besuch in der Toskana bei der alternativen Wohngemeinschaft.
Von Lukas CIONI

miteinander 7-8/2025

miteinander-Magazin 7-8/25

Es ist ein sonniger Vormittag in der malerischen Hügellandschaft nahe Florenz. Simone Ciulli, Leiter der Initiative „Fondazione Alice“, geht über das Gelände der Einrichtung. Im Herzen mder Toskana liegt der renovierte Bauernhof umgeben von Blumenbeeten, Feldern sowie einigen Scheunen aus Holz. „Komm, ich zeige dir etwas Besonderes“, sagt der 65-Jährige und führt mich zu einer steinernen Kapelle. „Die haben wir renoviert“, erzählt er stolz, während wir den Innenraum betreten. Die Kapelle sei ein Sinnbild für die Philosophie der „Fondazione Alice“: „Menschen mit Beeinträchtigungen aktiv am Leben und dem Aufbau ihrer Welt teilhaben lassen“, so Simone. „Hier geht es nicht darum, etwas für unsere Bewohner zu tun – es geht darum, es mit ihnen gemeinsam zu tun“, fügt er hinzu.

 

miteinander-Magazin 7-8/25

Leiter Simone Ciulli mit Kollegin Simonetta Ginevrini und Mitbewohner Lollo.


Herzensangelegenheit
Die Initiative ist eine kleine, aber umso intensivere Gemeinschaft. Neben Simone und seiner Kollegin Simonetta Ginevrini leben am Anwesen drei beeinträchtigte Menschen. Es mag wie eine große Stiftung klingen, doch tatsächlich ist die „Fondazione Alice“ eine Herzensangelegenheit von Simone und seinen Mitstreitern. „Der Name der Initiative ist kein Zufall“, erklärt Simone. „Meine Tochter Alice hat mich dazu inspiriert.“ Seit ihrer Geburt lebt Simones Tochter mit dem Bourneville- Syndrom – eine tuberöse Sklerose, welche mit neuronalen Störungen, Fehlbildungen und Krampfanfällen einhergeht. „Alice ist heute 26 und hat mir gezeigt, dass Menschen mit Beeinträchtigung mitten im Leben stehen können.“ Um das zu erreichen, verfolgt die Initiative das Prinzip der Inklusion. „Unsere Bewohner sind Mitgestalter, bekommen, soweit möglich, ein eigenes Zimmer und haben ein Recht auf Privatsphäre“, sagt Simone. Seit 2017 genießt Mitbewohner Lollo hier erstmals diese Freiheit – und Verantwortung. Die Erkrankung des 29-Jährigen betrifft weltweit nur wenige bekannte Fälle. „Die Ärzte sprechen von einem Problem des Chromosoms zwei. Folgen sind geistige und körperliche Einschränkungen“, erklärt Simone. Stolz führt mich Lollo durch sein aufgeräumtes Zimmer mit eigenem Bad. Stärken und Fähigkeiten der Menschen zu fördern und sie im Alltag zu integrieren sind erklärte Ziele der „Fondazione Alice“. Aufklärungsarbeit an Schulen und die Möglichkeit, Wochen- oder Monatsgäste aufzunehmen, weitere. „Das gibt uns die Chance, Betroffenen einen Urlaub zu ermöglichen“, sagt Simone. Doch es gibt auch Herausforderungen, mit denen sich die Initiative befassen muss.
 

Ein Balanceakt

„Wir sind zu 100 Prozent spendenfinanziert“, erklärt mir Simone während des Rundgangs. Die finanzielle Situation sei ein ständiger Drahtseilakt. „Das macht uns unabhängig, aber auch verwundbar. Es bedeutet, dass jedes Projekt, jede Aktivität der Bewohner von der Großzügigkeit der Spender abhängt.“ Die Kapelle sei ein Sinnbild für gelebte Eigeninitiative, aber auch für finanzielle Engpässe. Dennoch hat es die Initiative geschafft, eine Vielzahl an Projekten zu realisieren. Mitbewohner Maurice fehlen beide Arme, die Initiative verhalf ihm zu einem Auto, welches er nur mit den Beinen bedient. „Mittlerweile lebt Maurice sogar fallweise in seiner eigenen Wohnung einige Kilometer entfernt“, sagt Simone stolz.


Gemeinsam Brot backen

Ein neues Projekt der „Fondazione Alice“ ist die hauseigene Bäckerei. Mehrmals die Woche wird hier frisches Brot gebacken, welches an Lokale und Resorts in der Umgebung verkauft
wird. Es sei Training für motorische Fähigkeiten und die gemeinsame Arbeit stärke die Gemeinschaft. Den gelebten Zusammenhalt spüre ich beim Abendessen – es gibt Spaghetti mit Pilzen und Penne mit selbst gemachtem Sugo. Lollo reicht mir einen warmen Laib des frisch gebackenen Brotes, bevor Simone das Tischgebet spricht.


Unkonventionell

Nach dem Essen begleitet mich Simone zum Ausgang. Während ich das Gelände verlasse, wird mir klar, wie tiefgreifend die Arbeit der „Fondazione Alice“ ist. Es ist ein unkonventionelles Miteinander, eine Möglichkeit für ein eigenständiges Leben.
Simone bleibt kurz stehen und blickt über das Gelände. „Merkst du, wie ruhig es hier ist?“, fragt er und atmet tief ein. „Das ist es, was unsere Bewohner brauchen:
Ruhe und eine Chance, das Leben selbst zu leben.“
www.fondazionealice.org


 

Videos der Fondazione Alice Onlus finden Sie
hier: youtube.com/FondazioneAlice

 

CANISIUSWERK
Zentrum für geistliche Berufe

Stephansplatz 6
1010 Wien

Telefon: +43 1 516 11 1500
E-Mail: office@canisius.at
Darstellung: