Mag. Lukas Cioni
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miteinander-Magazin
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miteinander 7-8/2025
Ich bin ein ganz Untypischer, da ich nie in einer Pfarre gearbeitet habe, wohl aber als Theologe für Pfarren arbeite und meine koordinierend-unterstützende Arbeit als pastoralen Dienst verstehe. Lange Jahre habe ich als Mitarbeiter des Katholischen Bildungswerkes Salzburg die Begleitung und Ausbildung der Ehrenamtlichen in den Pfarren für Bildungsarbeit verantwortet. Seit fast zehn Jahren bin ich geschäftsführend für das Erlebnishaus „Bibelwelt" in Salzburg tätig und als solcher verstärkt in „biblischer Mission“.
Irgendwie gehöre ich zur „Ur-Generation“ der ersten Theologen, die nach ihrem Studium in kirchlichen Institutionen Arbeit gefunden haben. Zunächst bei der Katholischen Aktion, dann im Bibelreferat des Seelsorgeamts, beides Stellen der Erzdiözese Salzburg. Mit 28 Jahren wurde ich von einem älteren Theologen zum Treffen der Berufsgemeinschaft mitgenommen. Die Aufnahme in das größere Netz der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarren, Kliniken und anderen Ämtern kirchlicher Institutionen schenkte mir Einblicke in die praktische Pastoralarbeit.
Am Puls bleiben
Mit der Berufsgemeinschaft war und bin ich näher am Puls des Pfarrlebens, als ich es je als kirchlicher Erwachsenenbildner hätte sein können. Ehrenamtliche waren nicht immer pflegeleicht, wenn sie mit Ideen das Pfarrleben verändern wollten. Ich war mit meinen Fortbildungen auch ein Störfaktor im pfarrlichen Alltagsgetriebe. Als ein von der „Zentrale“ Kommender erfuhr ich mehr von Konflikten, wenn das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt nicht klappte. Ging es um die Nachbesetzung eines örtlichen Bildungswerks, stand ich als Bittsteller vor der Türe, angewiesen auf das Wohlwollen der Pfarrverantwortlichen.
Oft ging es um Vermittlungsversuche: Warum braucht es Raum für einen Frauentreff oder für eine Eltern-Kind-Gruppe, wenn es vorher ohne diese Sonderformen der Bildungsarbeit gegangen ist? Da war Eigenarbeit verlangt: selbst reifen und verstehen, dass Veränderungen Mühen schaffen. Nicht alles, was in einer Stadtpfarre funktioniert, will in einer abgelegenen Region übernommen werden.
Wachsendes Bewusstsein
Leichter war es, wo auch freundschaftliche Beziehungen entstanden und gegenseitige Wertschätzung für die Aufgabenbereiche wuchs. Die Treffen der Berufsgemeinschaft haben einiges dazu beigetragen. Das Bewusstsein, dass Pastoralassistentinnen und assistenten als Träger eines Amtes in der Kirche tätig sind, wuchs erst in den letzten zehn Jahren, in denen ich als Vorsitzender der Berufsgemeinschaft in der Erzdiözese Salzburg tätig bin. Es betrifft weniger Theologinnen und Theologen, die kraft kirchlicher Arbeitsverträge in bestimmten Aufgabenfeldern arbeiten, als jene durch Dekrete und öffentliche Sendungsfeiern Gesendete.
Als Vorsitzender erlebe ich den Wandel des Berufsbildes Letzterer, die Qualifikationen der Ausbildungen betreffend, genauso wie den Lebensstil einer Generation, die Arbeit und Freizeit wesentlich besser auseinanderhält. Eine neue Form der Professionalität wird die Arbeit im Sinne einer gesünderen „Work-Life-Balance“ verändern. Ich hoffe, dass dies unserem Image als „Arbeitende im Weinberg des Herrn“ zugutekommt, auch angesichts der immer weniger werdenden Interessierten für unseren theologisch- pastoralen Beruf. Wir sind ein von der Lebenswelt des 21. Jahrhunderts herausgeforderter Berufsstand. Als zumeist Verheiratete leben wir „Gesendete“ in beiden Welten: der kirchlichen wie der säkularen. Und wir haben das Privileg und die Chance, Brücken zu bauen und der Kirche ein lebensnäheres Antlitz zu schenken. Durch uns kann Kirche bunter und attraktiver werden, auch anschlussfähiger. Da ist es gut, dass wir durch unsere unterschiedlichen Herkünfte und Aufgabenbereiche ganz untypisch am Reich Gottes mitwirken können.
Dr. Eduard Baumann
ist Direktor der „Bibelwelt“ in Salzburg, Erwachsenenbildner, Supervisor OVS, Mitglied des Bibelreferats des Seelsorgeamts der Erzdiözese Salzburg und Vorsitzender der „Berufsgemeinschaft der Pastoralassistent:innen und Theolog:innen im kirchlichen Dienst im Gebiet der Erzdiözese Salzburg“.
Quellenverweis:
Amt ohne Weihe – aber mit Missio(n). Pastoralassistent:innen/-referent:innen in der Kirche der Zukunft, brosch: 2024, ISBN: 978-3-99106- 136-6, € 32,90