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Aufwärts!

Wenn das Leben in einen Rucksack passt

Reportage von Ines Schaberger

Was machen zwei, die ihr Studium abgeschlossen haben und erspüren wollen, was es wirklich zum Leben braucht? Sie gehen pilgern. Bericht einer gemeinsamen Wegerfahrung von Österreich nach Assisi.

 

Wenn das Leben in einen Rucksack passt

 

Da standen wir nun vor der imposanten Franziskus-Basilika in Assisi – nach 53 Tagen mit Rucksack und Wanderschuhen quer durch Österreich und Italien. 1.300 Kilometer hatten wir zu Fuß zurückgelegt, weitere 300 Kilometer mit Zug, Bus und Seilbahn. Nun waren wir am Ziel unserer Pilgerreise. Und wir fühlten – nichts… Die große Erleichterung, endlich angekommen zu sein, setzte nicht ein. Etwas benommen beobachteten wir die vielen Menschen, die an diesem Sonntagmorgen Selfies vor der Kirchenfassade mit sich, ihren Hunden und ihren Kindern machten. Da merkten wir, dass unser eigentliches Ziel der Weg selbst gewesen ist.

 

Unsere Pilgerreise begann vor der Haustür in Hafnerbach, Niederösterreich. Doch statt uns langsam an das Gewicht der Rucksäcke auf unseren Schultern zu gewöhnen, machten wir am ersten Tag 28 Kilometer – Mitte August bei Mittagshitze, ohne Sonnencreme, ohne Kopfbedeckung. Abends: Kopfschmerzen, Muskelkater und eine Blase am großen Zeh. Doch mit jedem Tag, den wir unterwegs waren, spürten wir, wie unsere Körper sich an die Anstrengung gewöhnten. Und wir merkten: Wenn man nur jeden Tag ein bisschen geht, Schritt für Schritt, mal einen Pausentag einlegt, aber nicht aufgibt, egal wie langsam man vorankommt – dann gelangt man schlussendlich doch ans Ziel.

 

Klöster und Pilgerherbergen

 

Bei den Kapuzinern in Salzburg hätte unsere Pilgerreise beinahe geendet. Die gemeinsamen Gebete und die unkomplizierte Gastfreundschaft der dort lebenden Brüder gefiel uns so gut, dass wir am liebsten geblieben wären. Doch wir gingen weiter – und lernten auf unserem Weg viele Ordensgemeinschaften und Klöster kennen. Viele Kirchentüren standen uns offen: Wir fanden darin Schutz vor Regen, Bänke zum Ausruhen und oft auch einen Pilgerstempel für unseren Pilgerpass.

 

Je weiter südlich wir kamen, desto mehr Kirchen waren indes verschlossen: Die Kirche, in der Michelangelo getauft wurde? Geschlossen. Die moderne Paulus-Kirche in Sansepolcro? Geschlossen. Die ehemalige Benediktinerabtei San Benedetto bei Pietralunga? Geschlossen. Kein Priester mehr vor Ort, Angst vor Vandalismus und Diebstahl oder nicht genug Freiwillige aus dem Dorf, die Schlüsseldienste übernehmen – die Gründe dafür mögen nachvollziehbar sein, doch uns tat es jedes Mal weh, vor verschlossenen Kirchentüren zu stehen.

 

Besondere Begegnungen

 

Umso schöner waren die Begegnungen auf dem Weg: Eine Franziskanerin im oberösterreichischen Vöcklabruck servierte uns ein liebevoll hergerichtetes Frühstück, als wären wir Adelige; Bäuerin Anna erklärte uns, wie sie selbst Butter herstellt und Francesco, der als Freiwilliger in einer Pilgerherberge kochte, ließ uns selbstgemachten Grappa kosten.

 

Eines Abends suchten wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Als eine alte Dame an uns vorbeiradelte, fragten wir sie, ob wir unser Zelt auf ihrem Grundstück aufstellen dürften. Signora Clara war zunächst zögerlich. Den Haustürschlüssel trug sie um den Hals und schloss die Tür ab, auch wenn sie nur einige Meter weit ging. „Es treibt sich ja so viel Gesindel herum“, meinte sie. Ich war mir nicht sicher, ob sie damit auch uns meinte – doch als sie sah, wie wir erfolglos versuchten, Brot auf unserem kleinen Kocher zu backen, brachte sie uns ordentliche „Panini“, Tomaten, Olivenöl und Balsamico-Essig. Am nächsten Morgen schließlich lud sie uns auf einen Frühstückskaffee in ihr Haus ein.

 

Nach dem Pilgern ist vor dem Pilgern

 

Der Weg veränderte uns, zeigte uns unsere Grenzen – und ließ uns ein Stück darüber hinauswachsen. Auch die Pilgerstempel, die wir in unserem selbstgemachten Pilgerausweis sammelten, veränderten sich mit dem Weg: Am österreichischen Jakobsweg fanden wir in vielen Kirchen kunstvolle Stempel mit Jakobsmuschel, zwischen Brenner und Padua begnügten wir uns meist mit den Adress-Stempel der Unterkünfte, in denen wir schliefen. Für die Nächte im Zelt gab es nichts. Dafür erhielten wir wieder besondere Stempel in den Pilgerherbergen, die wir ab dem „Cammino di Assisi” aufsuchten. Der prachtvolle Stempel der Franziskus-Basilika bestätigte unsere Ankunft in Assisi.

 

Ein wenig traurig macht es schon, dass dieser Pilgerweg zu Ende ist. Der eigentliche Pilgerweg geht jedoch weiter – nur ohne Stempel.

 


 

Ines Schaberger und René Ochsenbein nahmen sich nach dem Studium eine Auszeit und pilgerten zwei Monate: auf dem Österreichischen Jakobsweg über Melk, Linz, Salzburg bis Innsbruck, weiter Richtung Süden über den Brenner durch Südtirol und das Trentino, auf dem „Antoniusweg“ über Padua und Bologna bis Dovadola und schließlich auf dem „Cammino di Assisi“ über La Verna bis Assisi. Ihr Pilgerweg auf Instagram: @querfeldassisi.

 

 

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