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Mag. Lukas Cioni

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Sei bereit

Wer stets bereit ist, verpasst das Leben

Wie viel Bereit-Sein verträgt der Mensch? Und was bringt’s überhaupt, permanent in Bereitschaft zu sein? Eine Gegenrede.

Soweit ich das mitbekommen habe, erwartet man von mir hier ein Plädoyer für den Müßiggang. Diese Erwartung speist sich vermutlich aus der von Gläubigen betriebenen Annahme, dass, wer nicht an Gott glaubt, in allem das exakte Gegenteil von dem ist, denkt und tut, was Gläubige an sich selbst so toll finden. Das mag an anderer Stelle entsprechend erörtert werden, tut hier aber nur insofern etwas zur Sache, als ich der Erwartung, hier das Lob des Müßiggangs und der bedenkenlosen Leichtfertigkeit und Leichtsinnigkeit zu singen, nicht entsprechen kann.

 

Als Mensch, der mit den Dingen, Vorgängen und Verhältnissen der Welt befasst ist, muss ich nämlich immer wieder auf so einiges gefasst sein. Wiewohl ich nicht in der Annahme lebe, dass die Welt von einer außernatürlichen Figur ins Sein gezaubert und mit einem Zweck versehen worden ist, den zu suchen und ihm zu entsprechen mir von dieser Figur aufgetragen ist, gebietet mir das, was ich aus Lebenserfahrung als Menschenpflicht kenne, mit meinen Artgenossen ein möglichst friedvolles und angenehmes Zusammenleben anzustreben und herzustellen. Dies ist natürlich einerseits mit einem gewissen Maß an Arbeit verbunden und selberseits auch nur bewerkstelligbar, wenn man über einen aus Erfahrungen und Beobachtungen erstellten Katalog von Annahmen über die Mechanismen dieser Welt verfügt.

 

 

Gunkl ist der Künstlername des österreichischen Kabarettisten und Musikers Günther Paal. Er gilt als Philosoph der österreichischen Kabarettszene und beschäftigt sich intensiv mit den Naturwissenschaften. Religion und den Glauben an Gott lehnt er prinzipiell ab.

 

 

Das Unmögliche erwarten

Staunen gilt ja als Ausweis für Unschuld. Lieb, aber staunen kann man nur über das, was man nicht kennt. Und wer immer nur staunt, hat nie etwas gelernt. Das, was man einmal bestaunt hat, soll man sich als mithin bekannt in den Katalog möglicher Gegebenheiten, auf die es gegebenenfalls zu reagieren gilt, einordnen. Man sucht Ähnlichkeiten zu bereits gemachten Beobachtungen, man stellt das neuerdings Beobachtete in Abgleich dazu, man sucht Unterschiede und schätzt deren Konsequenzen ab: Man bereitet sich auf eine mögliche weitere Begegnung vor: Das ist Arbeit, die ein wacher Geist aber gerne verrichtet, zumal der Stoffwechselumsatz im Hirn, wenn intensiv gedacht wird, um gerade einmal fünf Prozent höher ist als im gedankenfreien Ruhezustand.

 

Man kann sich ja auf alles Mögliche vorbereiten. Genau genommen kann man sich, wie die Praxis des religiösen Glaubens zeigt, sogar auf beliebig Unwahrscheinliches bis Unmögliches vorbereiten. Aber wenn man da jetzt einmal nur das tatsächlich Mögliche betrachtet und davon nur das eher Wahrscheinliche in die Rechnung nimmt, wird man feststellen, dass man selbst da eine Auswahl treffen muss. Es ist einfach zu vieles möglich, als dass man auf alles davon vorbereitet sein kann, zumal sich da auch Widersprüche ergeben, weil von vielem, was möglich ist, das Gegenteil nicht unmöglich ist. Bei beliebig Unwahrscheinlichem verschlimmert sich das sogar: Die Pascalsche Wette ist nicht gewinnbar, wenn Sechet-iaru keine schiere Fantasie alter Ägypter war, sondern tatsächlich das Totenreich ist.

 

Durch die bucklige Wiese

Man kann alles übertreiben. Kein besonders pfiffiger, aber durchaus immer wieder zutreffender Satz. Wer sein Leben darauf verwendet, auf alles vorbereitet zu sein, verpasst dabei sein Leben. Wer jeden Tag so lebt, als wäre es sein letzter, trägt sehr dazu bei, dass es bald so weit ist. Man sollte im Leben so bereit sein, wie wenn man über eine bucklige Wiese mit hohem Gras geht; man sieht die Unebenheiten nicht, aber man weiß, dass sie unterm Gras sind, und man ist in der Lage, darüber zu gehen, ohne permanent zu stolpern. Das geht.

 

 

 

 

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