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Von Andres KNAPP | 06.09.2019
Als Jugendlicher übernahm ich den Lektorendienst in der Pfarrei und las seitdem auch für mich persönlich in der Bibel, vor allem im Neuen Testament. Dadurch wurde für mich die Person Jesu immer „anschaulicher“ und ich fühlte mich angezogen, mein Leben von ihm und vom Evangelium prägen zu lassen. Dies war ein entscheidender Baustein für meine Entscheidung, Priester zu werden.
Zur gleichen Zeit sprach mich ein Buch von Carlo Caretto sehr an, das von Charles de Foucauld erzählte. Das weckte in mir die Sehnsucht, in einer kleinen Gemeinschaft zu leben, verbunden mit einem einfachen Lebensstil und in Solidarität mit den Armen und Ausgegrenzten.
Ich wurde Priester und habe sehr gern als Hochschulpfarrer und später auch als Regens in der Priesterausbildung gearbeitet. Als ich dann in die Gemeinschaft der „Kleinen Brüder vom Evangelium“ eintrat, haben das viele als Bruch in meiner Biografie erlebt: „Wieso arbeitet der ehemalige Regens jetzt als Putzkraft in einem Altenheim?“ Doch Menschen, die mich näher kennen, hatten schon länger gespürt, dass sich innerhalb meiner Berufung noch einmal eine Wende, eine Neuorientierung abzeichnete. Dabei spielte der tiefe Wunsch, mehr Zeit für das stille Gebet zu finden und mit den Armen solidarischer zu leben, eine entscheidende Rolle.
Der Schritt in eine kleine Ordensgemeinschaft, die sich dem spirituellen Erbe von Charles de Foucauld verpflichtet weiß, kam nicht wie ein Blitz vom Himmel. Vielmehr war der Same für diesen Weg schon lange gelegt und erst nach vielen Jahren von Unterscheidung und Wachstum war die Zeit reif geworden, um in diese Gemeinschaft einzutreten. Ich habe auf die Stimme meiner Sehnsucht gehört, die Worte aus dem Evangelium, die mich schon als Jugendlicher fasziniert hatten, konkreter zu leben.
Zur Person: Andreas Knapp war lange Zeit Direktor des Priesterseminars in Freiburg. 2000 kehrte er mit seinem Eintritt in die Ordensgemeinschaft der „Kleinen Brüder vom Evangelium“ seiner Karriere innerhalb der Kirche den Rücken. |