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Von Christopher ERBEN | 10.09.2019
Nach einem Lotto-Sechser steht das Leben mal Kopf. Zum Glück gibt es Hilfe. |
Ein Außenbezirk in Wien. Gesichtslose Neubauten reihen sich aneinander. Manfred K. geht auf ein Wohnhaus zu und läutet am Eingangstor. Er ist Großgewinnbetreuer der Österreichischen Lotterien, dem größten Glückspielkonzern des Landes. Nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich ist er unterwegs. Seinen richtigen Namen darf er nicht nennen, da Großgewinnbetreuer und ihre „Klienten“ möglichst unbekannt bleiben sollen.
80.000 Euro und mehr
Seit über zehn Jahren betreuen er und sein Kollege Menschen, die bei einem der Glücksspiele der Österreichischen Lotterien einen Haupttreffer gemacht haben. Die untere Gewinngrenze liegt bei 80.000 Euro. Ab dieser Summe können Betreuer wie Manfred K. zu einem kostenlosen Beratungsgespräch angefordert werden. Drei bis vier Lottogewinner besuche er im Schnitt pro Woche, erzählt Manfred K. In den vergangenen zehn Jahren kamen so rund 1.500 Besuche zusammen.
Eine spezielle Ausbildung braucht es nicht, um diesen Job zu machen, heißt es seitens des Glücksspielkonzerns. Aktives Zuhören und Einfühlungsvermögen seien aber „wichtige Elemente eines Gesprächs mit einem Gewinner“. Durch gezielte Fragen bringen sie den Glücklichen zum Nachdenken; raten ihm, sich bei Entscheidungen etwas Zeit und sich von Außenstehenden nicht allzu sehr unter Druck setzen zu lassen. „Der Betroffene soll sich bei mir aussprechen können“, so Manfred K. Für konkrete Fragen etwa zu Veranlagungen verweise er sie an professionelle Vermögensberater, für juristische an Notare und Rechtsanwälte.
Überbringen der „Frohbotschaft“
Privat spiele Geld keine große Rolle in seinem Leben, erzählt der Großgewinnbetreuer. Neben einer funktionierenden Familie bedeute ihm auch die Arbeit ein großes Glück. Diese mache er mit Freude und Hingabe. Anderen Menschen bei der „Suche nach dem Glück mit viel Geld“ behilflich zu sein, sehe er als eine Herausforderung; das Überbringen der „Frohbotschaft“ sei ein besonders schöner und emotionaler Moment. Ja, ein Großteil der Gewinner sei danach glücklicher, zumindest was die finanzielle Situation betrifft, berichtet Manfred K.
Manfred K. erinnert sich an eine Kärntnerin, die auf einmal rund 1,7 Millionen Euro gewonnen hatte. Als er mit ihr einen Termin für ein Beratungsgespräch vereinbarte, sagte sie zu ihm, dass sie ihm den Weg zu ihr gar nicht erklären müsse, da er schon einmal bei ihrem Mann war, der vor Jahren „Glück im Spiel“ hatte.
Einigen Gewinnern habe der Gewinn tatsächlich das Leben gewendet, erzählt Manfred K.: Sie wanderten in ihr Traumland aus, wechselten den Job oder machen heute das, wovon sie immer schon geträumt haben. Andere beglichen ihre Schulden oder kauften sich ein größeres Auto. Viele arbeiten aber auch in ihrem Beruf weiter, obwohl sie es nicht mehr müssten. „Einmal um die ganze Welt – und die Taschen voller Geld“, heißt es in einer Zeile des Schlagersängers Karel Gott. Für manch einen seiner Klienten ist diese Zeile tatsächlich wahr geworden.
Zum Autor: Christpoher Erben ist zertifizierter Sprachtrainer, Trainer der Erwachsenenbildung und freiberuflicher Journalist. |
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